kb - den 22.08.2016
von: koch-mit-kb
Orthorexie:
Wenn gesundes Essen
zur Zwanghaftigkeit wird.
Berlin (dpa) -
Die einen schwören auf grüne Smoothies,
die anderen auf Clean Eating
ohne verarbeitete Lebensmittel,
vegane Speisen oder die Paleo-Diät
nach dem Vorbild der Steinzeit.
Viele Menschen beschäftigen
sich intensiv mit dieser Frage:
Was ist das richtige Essen für mich?
Doch ausgerechnet das kann krankhaft werden,
wenn der Wunsch nach gesundem Essen
dann zur Besessenheit wird.
Fachleute sprechen dann von Orthorexie.
"Orthorexie ist eine Fixierung auf den Verzehr
von ausschließlich gesunden Lebensmitteln",
erklärt Friederike Barthels vom Institut
für experimentelle Psychologie
der Universität Düsseldorf.
Dabei gibt es allerdings ein Problem:
"Die Definition, was gesund ist,
ist individuell verschieden.
Dadurch besteht die Gefahr,
dass es eben nicht mehr gesund ist,
sondern sehr einseitig und sehr extrem."
Die US-Bloggerin Jordan Younger
etwa sorgte für Aufsehen,
als sie ihre Essstörung öffentlich machte.
Die junge blonde Frau schreibt im Internet
über gesunde Ernährung
und einen veganen Lebensstil.
Doch der wurde für sie zum Problem:
"Ich habe in einer Blase des Verzichts gelebt",
schreibt sie auf ihrem Blog, der inzwischen
"The Balanced Blonde" heißt.
Interview mit Ernährungsexperten-
"Es gibt kein ungesundes Essen"
Gemüse ist gesund, Currywurst ungesund.
Stimmt's?
Alles Humbug, sagt Uwe Knop.
Nach Meinung des diplomierten
Ernährungswissenschaftlers
gibt es kein ungesundes Essen.
Eine erfrischende Herangehensweise
in Zeiten von Ernährungsdogmen,
die alle den Anspruch haben,
die einzig wahre zu sein.
Eine gültige Ernährungsregel gibt es aber doch,
sagt der Experte.
"Komplett vegan, ausschließlich pflanzlich,
nur glutenfrei, ölfrei, zuckerfrei, mehlfrei,
ohne Dressing oder Soße.
" Sie habe ihr Leben danach ausgerichtet,
was sie essen können - und was nicht.
"Betroffene verlieren oft die sozialen Kontakte,
weil ein Restaurantbesuch mit Freunden
und Familie für sie kaum noch möglich ist",
erklärt Helmut Schatz, früherer Mediensprecher
der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie,
die sich mit Hormonen und Stoffwechsel beschäftigt.
Orthorexie ist ihm zufolge zunächst
einmal eine Essbesonderheit.
"Stellt sich aber ein Zwang ein
und leidet der Mensch darunter,
dann wird es krankhaft."
Bloggerin Younger konnte Freunde irgendwann
nur noch auf einen frisch gepressten Saft treffen
und bekam Schwierigkeiten,
wenn die Saftbar "ihre" Sorte nicht vorrätig hatte.
Inzwischen hat sie die Orthorexie
nach eigenen Angaben überwunden
und ein Buch über ihre Essprobleme veröffentlicht.
Jeder Zweite erkrankt an Krebs
Das Risiko für das Leiden
hat aber jeder teilweise selbst in der Hand.
"Man spricht immer dann von einer psychischen Störung,
wenn sie das Alltagsleben der Betroffenen dominiert",
sagt Cora Weber,
Fachärztin für Psychosomatische Medizin
an der Berliner Charité.
Zu dem psychischen Aspekt
kämen körperliche Probleme wie Untergewicht.
"Sie lassen immer mehr Nahrung weg,
was zu Mangelzuständen führen kann", erklärt Weber.
"Die Hormonsituation im Körper stellt sich um."
Orthorexie ist derzeit kein anerkanntes Krankheitsbild.
Nach Ansicht von Experten hängt sie aber
eng zusammen mit der Anorexie, also Magersucht.
"In beiden Fällen selektieren Betroffene
ihre Ernährung sehr genau
und streichen viele Lebensmittel vom Speiseplan",
erklärt Psychologin Barthels.
"Es sind im Grunde verschiedene Facetten
des Weglassens von Nahrung."
Leben Veganer gesünder?
Mögliche Folgen und Risiken
einer veganen Ernährungsweise.
Fachärztin Weber zufolge
handelt es sich auch um ein Zeitgeist-Phänomen,
das mit der Rückbesinnung auf die Natur,
aber auch mit den Lebensmittelskandalen
der jüngsten Zeit zu tun hat.
"Es ist der Wunsch nach Kontrolle und Gesundheit."
Auch aus dem jüngst veröffentlichten Werte-Index
des Trendforschers Peter Wippermann geht hervor,
dass Gesundheit für die Deutschen
die höchste Bedeutung hat -
noch vor ihrer Freiheit und ihrem Erfolg.
Bundesweit ist Orthorexie
allerdings noch nicht weit verbreitet.
In Studien neigen Barthels
zufolge etwa ein bis drei Prozent
der Teilnehmer zu entsprechendem Verhalten.
Ein Prozent verhalte sich extrem.
Vor allem jüngere Frauen seien betroffen.
Aber was ist eigentlich gesund?
"Ein Richtwert sind die Empfehlungen
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung",
erklärt Wissenschaftlerin Barthels.
Diese empfiehlt neben pflanzlichen Lebensmitteln
vor allem reichlich Getreideprodukte und Kartoffel
sowie fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag.
Barthels:
"Ein Stück Schokolade ist kein Weltuntergang.
Die Wochenbilanz sollte stimmen."
Kritik:
Das es Obst "früher" nur im Herbst gab,
möchte ich mal ganz stark bezweifeln!
Um Dein Wissen weiter aufzubauen -
Die ersten Früchte im Frühjahr sind unter anderem:
Erdbeeren, Sommerhimbeeren und Johannisbeeren.
Das geht so Anfang Mai los.
Und Getreide ist schon wesentlich länger
als 500 Jahre ein Hauptnahrungsmittel!
Nur das,
was die meisten Menschen an Getreide essen,
gibt es in dieser Darreichungsform
erst seit relativ kurzer Zeit.
Im Mittelalter kannten die Menschen
kein TYP 1050, sondern eher TYP 500.
Die Leute sollten sich vielmehr informieren-
bevor sie wie auch immer, "Essmode" mitmachen.
Aber letztendlich geht es auch hier
nur mal wieder um das liebe Geld!
Jüngstes Beispiel:
Glutenfreier Kaffee, der derzeit von/bei Aldi
im neuesten Blättchen beworben wird.
Immerhin haben wir alle hier Tränen gelacht,
obwohl es eigentlich schon sehr traurig ist,
dass es Leute gibt
die auf solche Werbung reinfallen.
Genauso das cholesterinfreie Olivenöl,
dass es mittlerweile überall zu kaufen gibt.
War ein Scherz:
es gibt von Natur aus kein Cholesterin
in pflanzlichen Ölen!
In meinem Bekanntenkreis sind auch
so ein paar Gesundheitsfanatiker:
ja klar, die sind sehr schlank
(manchmal sogar etwas sehr ausgemergelt)
und auch sportlich- und fit,
aber ehrlich, ist das alles im Leben ??
Sie fotografieren nur noch Essen
im sozialen Netzwerk,
müssen ständig zu neuen In-Cafés,
zu Veganen Bars etc. hetzen
und was sie in der Küche selbst kreieren,
ist tatsächlich zwar noch essbar
aber oft so zuckerfrei oder geschmacksneutral,
dass ich aus wirklich reiner Höflichkeit probiere.
Sorry, aber ich stehe zu meinen paar Pfund zuviel
und gönn mir im Restaurant hin
und wieder mal was Deftiges oder Sündiges
und lasse den Salat dafür weg,
soll 'n sie mal weiter den Anderen nacheifern,
dass ist noch nur stressig und macht keinen Spaß.
Lieber beim Wein oder Bier mit Freunden quatschen,
als sich mit Grünkernburger und Gemüsesmoothie
über Salatsorten immer wieder zu unterhalten.
Oh ja...
Frische Smoothies stecken voller Vitamine, ...ja.
Doch der Vorsatz, sich immer-
und nur gesund zu ernähren,
kann so ganz leicht zum Kontrollzwang führen!
Was es nicht alles gibt...
Ich esse das was mir schmeckt
und lasse mir von niemanden vorschreiben
was ich zu mir nehme und was nicht.
Und noch was "an all die Rumnörgler"!
Ich schreibe hier nur meine Meinung -
"ob es jemandem passt oder nicht"! :-)
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